Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


stationaer:fachwissen:pflegeplanung

Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Allgemeine Aussagen – Unterscheidung zur klassischen Planung

Beim ersten Kennenlernen des Dokumentationssystems Pflege-Zeit erscheint dem interessierten Leser die Systematik der Formulare als unbekannt und schwer als Planung zu erkennen. Dennoch finden sich alle notwendigen Elemente der Pflegeprozessplanung wieder – nur etwas anders und in ungewohnter Form.

Die Entwickler des Systems haben sich zur Aufgabe gemacht,die Dokumentation von Ballast und historisch gewachsenen Irrtümern zu befreien.

Wir erinnern uns….

Ressource: BW. Kann das Glas selbst zum Mund führen und trinken Problem: Bw. Kann sich nicht mehr selbständig einschenken, vergisst das Trinken, Gefahr der Dehydratation

Ziel: Bw hat eine Trinkmenge von mindestens 1350 ml

Maßnahme: Bewohner bei jedem Kontakt Trinken reichen, zu den
Mahlzeiten 200 ml reichen

So oder so ähnlich waren klassische Pflegeplanungen geschrieben. Darüber hinaus wurde für jede Aktivität des gewählten Pflegemodells ein Planungsblatt angelegt. D.h. der Umfang der Planung hat beträchtliche Ausmaße angenommen. Da
die Aussagen sich auf Aktivitäten bezogen sind sie aus dem Sinn-, und Sachzusammenhang gerissen worden. Eine Prüfung auf Vollständigkeit gelingt nur mit dem Verweis auf andere Aktivitäten.

So ist z.B. die vollständige Planung einer Dekubitusprophylaxe in den Aktivitäten

  • Sich Pflegen (Hautpflege und Beobachtung),
  • Essen und Trinken (Flüssigkeitszufuhr und Ew-reiche Kost),
  • Bewegen (Druckentlastung, Mobilisation, Transfer)
  • sich Kleiden (Art der Kleidung)

zu finden. Jede dieser acht Maßnahmen hat eine eigene Zielformulierung, die bei jeder Überprüfung auf die Möglichkeit der Zielerreichung und auf individuelle Sinnhaftigkeit überprüft wurde.

Alleine für das Problem der Dekubitusgefahr wären dieses acht (!) Einzelziele. Daraus lässt sich ableiten, dass eine durchschnittliche Planung mit ca. 30 – 40 Einzelzielen einhergeht. Wohlgemerkt – für einen Bewohner. Unterstellt man einer Pflegefachkraft die Zuständigkeit für 10 – 12 Bewohner muss diese im besten Falle 300 – 480 Einzelziele im Blick
haben. Eine theoretisch klare Aufgabe – in der Praxis leider völlig untauglich.

Dies führte dazu, dass mechanische Kommentare wie z.B. „Ziel erreicht, Maßnahme läuft weiter“, in jedem Evaluationstext vermerkt wurde. Dies hat mit pflegefachlicher Reflexion nichts zu tun. Zum anderen ist die Frage kritisch zu stellen, warum eine Pflegefachkraft bei jedem Problem Dekubitusgefahr das Pflegeziel „Intakte Haut“ niederschreiben muss? Oder ist es eine grundsätzliche fachliche Notwendigkeit, die jede Pflegekraft per se verfolgt?

Die Maßnahmeplanung sollte so geschrieben sein, dass Pflegekräfte, die diesen Bewohner nicht kennen, sofort die Pflege so
weiterführen können, wie sie mit den bekannten Pflegekräften durchgeführt worden wäre. Darüber hinaus sollte sie auch noch Fachwissen herstellen! Für den Fall das eine nicht ausgebildete Kollegin Wissenslücken bezüglich des Fachwissens und der Durchführung habe, kann Sie in der Planung nachschauen und ist dann sofort im Bilde! Wenn Sie ein solches Problem haben, können Sie sicher sein, dass es über die Pflegeplanung nicht beseitigt werden kann! Sie haben ein Problem - aber kein Problem der Dokumentation! Für die Aufarbeitung von Wissensdefiziten sind Bildungsprozesse nötig - und keine Dokumentationsprozesse. Die Pflegeprozessplanung richtet sich an fachkundige Mitarbeiter.

Eine kleine Analogie sei gestattet: Wenn Sie einen Plan für ein Haus betrachten wird der Architekt darin beschreiben wo in welcher Dicke eine Mauer steht. Er würde nicht darin vermerken wir der Mörtel angemischt wird, wie dick die Mörtelfuge zu sein hat… Das alles ist Fachwissen, was der Maurer innerhalb seiner Profession hat. Der Architekt würde sicherlich nicht als Ziel in diese Planung hineinschreiben „die Mauer steht gerade“ Es sei denn, er könnte sehr schnell laufen…

Des weiteren war die Erfassung der erbrachten Leistung eher eine Fleißübung als sinvolles Arbeiten. Jede Leistung musste gebetsmühlenartig am Ende einer jeden Schicht mit einem Handzeichen bestätigt werden. Dies stellte mit Abstand den zeitaufwändigsten Teil der täglichen Dokumentation dar. Die Fehlerrate war sehr hoch, da der Automatismus dafür sorgte, dass mechanisch und nicht reflektiert dokumentiert wurde. Anstatt sich auf Abweichungen zu besinnen, diese wahrzunehmen und zu dokumentieren waren die Pflegekräfte zwar fleißig aber nicht effizent was die Genauigkeit der dokumentierten, geleisteten Pflege anging. In Pflegezeit wird die immer wiederkehrende tägliche Arbeit mit nur einem Handzeichen bestätigt und nur die Abweichungen werden beschrieben.

Die Liste der Kritik könnte noch weiter geführt werden. Pflege-Zeit …Einfügen Text Einführung…Neues Denken:

stationaer/fachwissen/pflegeplanung.1360167261.txt.gz · Zuletzt geändert: 13.12.2020/ 12:03 (Externe Bearbeitung)