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tagespflege:grundwissen:hilfebedarfe

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Hilfebedarf

nach den Begutachtungs-Richtlinien für Pflegekassen und MDK

S - Selbständig

Der Gast führt diesen Teil der Verrichtungen vollkommen selbständig aus.

A - Anleitung

Anleitung bedeutet, dass die Pflegekraft den Ablauf der einzelnen Handlungsschritte oder den ganzen Handlungsablauf anregen, lenken oder demonstrieren muss.

Beispiel: Der Gast kann das Brötchen essen, sofern jemand bei ihm ist und jeden Handlungsschritt ansagt.

Im TAGESPLAN wird der Hinweis notiert, in welcher Form allgemein angeleitet wird. Zum Beispiel wertschätzend bei Menschen mit Demenz; konsequent strukturierend bei Menschen mit Depression.

B - Beaufsichtigung

Bei Beaufsichtigung steht die Sicherheit im Vordergrund. Sie ist notwendig, wenn eine Selbstgefährdung besteht. Die Pflegekraft muss außerdem darauf achten, ob die Handlungen in der erforderlichen Art und Weise durchgeführt werden.

Beispiel: Die Pflegekraft achtet darauf, dass der Gast nur mit Rollator geht. Wenn nötig greift sie ein.

Das Ausmaß der Beaufsichtigung wird in Stichworten im TAGESPLAN unter Hinweise vermerkt.

„B: wird Tätigkeit zu Ende geführt?“

„B: körpernah, da Sturzgefahr“

„B: wenn schwankender Gang, Ansprechen, ggf. tÜ“

U - Unterstützung

Unterstützung bedeutet, den Gast durch die Bereitstellung sächlicher Hilfen in die Lage zu versetzen, eine Verrichtung selbständig durchzuführen.

Beispiel: Die Pflegekraft stellt den Rollator bereit.

Die Art der Unterstützung wird im TAGESPLAN im entsprechenden Feld vermerkt.

tÜ - Teilweise Übernahme

Bei einer teilweisen Übernahme geht es um die unmittelbare personelle Hilfe: dies bedeutet, dass die Pflegekraft den Teil der Verrichtungen des täglichen Lebens übernimmt, den der Gast selbst nicht ausführen kann.

Beispiel: Die Pflegekraft führt die Hand des Gastes mit der Kaffeetasse zum Mund, der Gast trinkt allein.

Eine teilweise Übernahme schließt Anleitung, Beaufsichtigung und/oder Unterstützung ein, sie muß also nicht zusätzlich erwähnt werden.

Im TAGESPLAN wird schriftlich ergänzt, welche Tätigkeiten vom Gast durchgeführt werden. Damit wird der Blick auf die Ressourcen gefördert. Zum Beispiel: „Hand reichen, Gast zieht sich daran hoch“.

vÜ - Vollständige Übernahme

Vollständige Übernahme bedeutet, dass die Pflegekraft alle Verrichtungen ausführt, die der Gast nicht ausführen kann. Die Tätigkeit wird vollständig von der Pflegekraft übernommen.

E - Erschwerende Bedingungen/ spezielle pflegeerschwerende Faktoren

Spezielle pflegeerschwerende Faktoren erfordern einen höheren Bedarf an Zeit und/oder eine besondere Fachlichkeit.

Zu den pflegeerschwerenden Faktoren gehören:

  • Körpergewicht über 80 kg
  • Kontrakturen / Einsteifung großer Gelenke/ Fehlstellung der Extremitäten
  • hochgradige Spastik, z.B. bei Hemiplegien und Paraparesen
  • einschießende unkontrollierte Bewegungen
  • eingeschränkte Belastbarkeit bei dekompensierter Herzinsuffizienz
  • Erforderlichkeit der mechanischen Harnlösung oder der digitalen Enddarmentleerung
  • Schluckstörungen / Störungen der Mundmotorik/ Atemstörungen
  • Abwehrverhalten / fehlende Kooperation mit Behinderung der Übernahme von Handlungen (zum Beispiel bei geistiger Behinderung/ psychischen Erkrankungen
  • stark eingeschränkte Sinneswahrnehmung (Hören/ Sehen)
  • starke therapieresistente Schmerzen
  • pflegebehindernde räumliche Verhältnisse
  • zeitaufwändiger Hilfsmitteleinsatz (z.B. bei fahrbaren Liftern/ Decken-, Wandliftern)
  • zusätzliche krankheitsspezifische Pflegemaßnahmen

Die pflegeerschwerenden Faktoren werden im PFLEGESTATUS notiert. Im TAGESPLAN wird handlungsleitend festgelegt, wie damit umgegangen werden soll.

Die pflegeerschwerenden Faktoren sind bei der Begutachtung durch den MDK von besonderer Bedeutung (Einstufungsprüfung).

Um den Hilfebedarf eines Gastes abzubilden, können auch mehrere sinnvolle Kombinationen genutzt werden (zum Beispiel A/B/U: der Gast wird angeleitet, die notwendigen Utensilien werden bereit gestellt und er wird beaufsichtigt).

Hilfebedarfe beinhalten auch Ressourcen. Wird eine Pflegemaßnahme mit tÜ geplant, ist der Teil, der vom Gast selbst durchgeführt werden kann, darin integriert.

tagespflege/grundwissen/hilfebedarfe.1364222522.txt.gz · Zuletzt geändert: 13.12.2020/ 12:03 (Externe Bearbeitung)