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stationaer:fachwissen:anamnese

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stationaer:fachwissen:anamnese [04.12.2012/ 14:55]
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stationaer:fachwissen:anamnese [04.11.2021/ 11:48] (aktuell)
Anke Kröhnert-nachtigall
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-Die Anamnese\\  +====== Fachwissen PFLEGE•ZEIT: Die Anamnese ====== 
-In der Anamnese werden alle pflegerelevanten Informationen über einen Bewohner gesammelt.\\  + 
-Die Idee der Anamnese entspricht der eines Lückentextes: Es werden Ressourcen vorgegeben und müssen anhand der darauf folgenden Kategorien und Fragen bearbeitet werden. Die Merkmale wurden aus der Praxis abgeleitet und sind pflegerelevant. \\  +**In der ANAMNESE werden alle pflegerelevanten Informationen über einen Bewohner gesammelt.** 
-In den Formulierungsvorgaben wurde auf medizinische Fachbegriffe weitgehend verzichtetda diese häufig nicht ärztlich diagnostiziert sind. Werden diese Fachbegriffe uneindeutig verwendet, kann dies bei der MDK-Prüfung oder im Regressfall zu Schwierigkeiten führen. Sobald eine ärztliche Diagnose oder Pflegediagnose erstellt wird, müssen die daraus abgeleiteten pflegefachlichen und medizinischen Reaktionen schriftlich nachvollziehbar sein.\\  + 
-Ausfüllanleitung\\  +Die ANAMNESE wirdsofern nicht mit dem PFLEGESTATUS SIS gearbeitet wird, zu Beginn der Betreuung einmal erhoben und beschreibt wertfrei alle beobachtbaren Phänomene. Auf der Basis der ersten Gespräche wird eine vorläufige Anamnese im [[:stationaer:fachwissen:regiebogen|REGIEBOGEN]] und im [[:stationaer:fachwissen:stammblatt|STAMMBLATT]] erstellt. Die Datensammlung ist spätestens nach sechs Wochen abgeschlossen. Nur bei gravierenden Veränderungen, zum Beispiel infolge eines Apoplex o.a.,  wird empfohlen, die ANAMNESE noch einmal auszufüllen. 
-Handschriftlich werden Stichworte zu weiteren Besonderheiten, Gewohnheiten, Hobbys, Ritualen, Werten, Abneigungen und Unverträglichkeiten ergänzt. Eine Anamnese ohne schriftliche Ausführungen ist unvollständig.\\  + 
-In der Vergangenheit aufgetretene Risiken werden eingeschätzt und kurz bewertet.\\  +===== Ausfüllanleitung ===== 
-Die Anamnese wird zu Beginn der Betreuung einmal erhoben und beschreibt  wertfrei alle beobachtbaren Phänomene. Auf der Basis der ersten  Gespräche wird eine vorläufige Anamnese im Regiebogen und im Stammblatt  erstellt. Die Datensammlung ist spätestens nach sechs Wochen  abgeschlossen. Nur bei gravierenden Veränderungen, zum Beispiel infolge  eines Apoplex wird empfohlen, die Anamnese noch einmal auszufüllen.\\  + 
-Ankreuzverfahren\\  +Die ANAMNESE ist in die vier [[:universal:fachwissen:pflegemodell|Lebensbereiche]] eingeteilt: **//Essen · TrinkenSoziale Teilhabe// ****//Pflegen · Ausscheiden //**  und **//Bewegung// ** 
-Die Aussage trifft zu (X)Die Fähigkeit ist zum Zeitpunkt der Aufnahme vorhanden und beobachtbar.\\  + 
-Die Aussage trifft eingeschränkt zu ( <nowiki>\</nowiki>  ): Das Phänomen ist zu beobachtenaber es besteht eine Einschränkung,  zum Beispiel eine Abhängigkeit von Stimmung, Motivation, Tageszeit,  Betreuungsintensität oder situativen EinflussfaktorenDiese Kategorie  ist auch dann zu wählen, wenn eine Fähigkeit wahrscheinlich vorhanden  ist, aber konsequent abgelehnt wird, (z.Binfolge einer Depression). Im  Freitext muss beschrieben werden, worin die Einschränkung besteht.  Selbstverständlich kann dies zusammenfassend an einer Stelle erfolgen,  es muss nicht jedes Phänomen einzeln erläutert werden.\\  +Sie wird im Ankreuzverfahren erstellt und handschriftlich ergänzt. 
-Die Aussage trifft nicht zu ( / )Die Fähigkeit kann nicht beobachtet  werden und es ist zu erwartendass sie nicht mehr vorhanden ist oder  nie vorhanden war.\\  + 
-Keine Aussage möglich (o): Das Phänomen kann zur Zeit nicht beurteilt werden.\\  +==== 1Ankreuzverfahren ==== 
-Alle Aussagen müssen bewertet werden. Fragezeichen oder leere Kästchen darf es in einer Anamnese nicht geben. \\  + 
-Die Vorgaben im Ankreuzverfahren richten sich nach dem Prinzip der  „integrierten Ressource“. Es wurde darauf geachtet, die Phänomene  ressourcenorientiert und positiv zu formulieren. Dadurch entsteht eine  einheitliche Systematik. Die Verneinung eines Phänomens ( / ) weist auf  möglichen Handlungsbedarf hin\\  +Die Idee der ANAMNESE entspricht der eines LückentextesEs werden Ressourcen vorgegebendie pflegerelevant sindDiese Aussagen müssen dann mit Blick auf den Bewohner bewertet werden. Dabei ist es wichtig, alle Aussagen zu bewerten: Fragezeichen oder leere Kästchen darf es in einer ANAMNESE nicht geben. Das [[:universal:grundwissen:ankreuzverfahren|Ankreuzverfahren]] ist in der Legende beschrieben. 
-Sobald Mitarbeiter etwas Übung mit dem System haben, können sie sich  über dieses  Muster schnell orientieren und sehen auf einen Blick, wo  Ressourcen und Defizite liegen und welche Informationen weiter verfolgt  werden müssen. \\  + 
-Freitext für Ergänzungen und Besonderheiten\\  +Die Vorgaben auf dem Formular richten sich nach dem Prinzip der //**[[:stationaer:fachwissen:integrierte_ressourcen|integrierten Ressource]]**// und sind positiv formuliert (**//Er/Sie kann… //** ). Durch das Ankreuzen entsteht ein optisches Muster. Wenn man sich an dieses Muster etwas gewöhnt hat, erkennt man auf einen Blick, wo besonders viele Ressourcen und Defizite liegen, wo ein möglicher Handlungsbedarf liegt und welche Informationen weiter verfolgt werden müssen. 
-Der Freitext in der Anamnese wird kurz und knapp in neutraler Sprache  verfasst. Wertungen und „Unwörter“ (normal, ausreichend, teilweise, ohne  Befund, in Ordnung, nichts Besonderes, nichts Auffälliges) dürfen nicht  oder nur mit einer Erklärung oder Ausführung verwendet werden. Die  Anamnese wird vom Standpunkt des Beobachters ausgefülltIn der Anamnese  sind vier übergeordnete Lebensbereiche zusammengefasstZu jedem dieser  vier Bereiche werden bestimmte Aspekte zusätzlich erfasst\\  +==== 2. Schriftliche Ergänzung ==== 
-Besonderheiten werden im Freitext beschrieben, dies betrifft auch Hinweise auf individuelle Einschränkungen. \\  + 
-Gewohnheiten werden differenziert zu den einzelnen Lebensbereichen erfasst und handschriftlich notiert.\\  +Zu allen vier [[:universal:fachwissen:pflegemodell|Lebensbereichen]] werden handschriftlich Ergänzungen gemacht. Nur durch diese Ergänzungen wird die ANAMNESE individuell und vollständig. 
-Rituale werden ebenfalls für jeden Lebensbereich erfasst und betreffen  Abläufe im Alltagsleben, die fest mit einem Gefühl von Gewohnheit,  Vertrautheit, Vorhersehbarkeit und Selbstkontrolle verbunden sind (zum  Beispiel Essrituale, Einschlafrituale – zwingende oder orientierende  Gewohnheiten). \\  + 
-Werte sind übergeordnete Haltungen, die das Leben des Bewohners prägen  und ihm in Krisen Halt geben können (z.B. Gastfreundschaft, Familiensinn  und religiöse, weltanschauliche oder kulturelle Werte). Oft finden sie  in Ritualen Ausdruck (z.B. im Gebet oder in bestimmten Umgangsformen).\\  +Das Formular wird immer vom Standpunkt des Beobachters ausgefüllt: Die Ausführungen sollten kurz und knappin neutraler Sprache verfasst sein. Wertungen und „Unwörter“ ("normal""ausreichend""teilweise""ohne Befund""in Ordnung""nichts Besonderes""nichts Auffälliges") dürfen nicht oder nur mit einer Erklärung oder Ausführung verwendet werden. 
-Bei Abneigungen wird erfasst, was ein Pflegebedürftiger nicht mag, was ihm unsympathisch und unangenehm ist.\\  + 
-Unverträglichkeiten ergänzen Abneigungen um die körperlich-seelische  Dimension. Diese betreffen meist den Bereich des Essens, es gibt aber  auch Menschen die  zum Beispiel auf bestimmte Musik körperlich  reagieren.\\  +Ergänzungen sind in jedem Fall nötig, wenn Aussagen mit **// trifft eingeschränkt zu// [ \ ]** angekreuzt wurdeEs empfiehlt sich hier mit Fußnoten zu arbeiten um die Zuordnung der Ergänzungen zu erleichtern. 
-Auch in der Vergangenheit aufgetretene Risiken werden in ihrer  Pflegerelevanz eingeschätzt. Es wird vermerkt, wie der Mensch bisher mit  den Risiken umgegangen ist und welche Werte individuell dahinter  stecken (z.B. Risikobereitschaft oder Sicherheitsdenken)\\  + 
-Verbindungen mit anderen Formularen:\\  +Auf dem Formular sind in jedem Lebensbereich Stichworte vorgegeben, zu denen Ergänzungen gemacht werden sollenHier sollen zunächst //**Besonderheiten, Gewohnheiten, Rituale, Wertigkeiten, Werte, Abneigungen, Unverträglichkeiten und Allergien**//  beschrieben werden 
-Die Anamnese wird nach Erstellung kontinuierlich und mindestens  vierteljährlich im Langzeitverlauf zusammenfassend fortgeschrieben. \\  + 
-Erkannte Risiken und daraus folgender Handlungsbedarf werden sofort im Regiebogen vermerkt.\\  +   * Mit //**Besonderheiten**//  sind **individuelle**  Besonderheiten gemeint, auch individuelle Einschränkungen. 
-Aus den Informationen der Anamnese ergibt sich die weitere Beurteilung und Planung im Pflegestatus.+  * //**Gewohnheiten**//  sollten differenziert beschrieben werden 
 +  * //**Rituale**//  sind Handlungen oder Abläufe im Alltagsleben, die fest mit einem Gefühl von Gewohnheit, Vertrautheit, Vorhersehbarkeit und Selbstkontrolle verbunden sind (zum Beispiel Essrituale, Einschlafrituale). 
 +  * //**Wertigkeiten **//  beschreiben, was dem Bewohner besonders wichtig oder unwichtig ist. 
 +  * //**Werte**//  sind übergeordnete Haltungen, die das Leben des Bewohners prägen und ihm in Krisen Halt geben können (zum Beispiel Gastfreundschaft, Familiensinn und religiöse, weltanschauliche oder kulturelle Werte). Oft finden sie in Ritualen Ausdruck (zum Beispiel im Gebet oder in bestimmten Umgangsformen). 
 +  * Unter dem Stichwort //**Abneigungen**//  wird erfasst, was ein Pflegebedürftiger nicht mag, was ihm unsympathisch und unangenehm ist. 
 +  * //**Unverträglichkeiten**//  betreffen meist den Bereich des Essens, es gibt aber auch Menschen die zum Beispiel auf bestimmte Musik körperlich reagieren. 
 +Auch in der Vergangenheit aufgetretene Risiken werden in ihrer Pflegerelevanz eingeschätzt. Es wird vermerkt, wie der Bewohner bisher mit den Risiken umgegangen ist und welche Werte individuell dahinter stecken (zum Beispiel Risikobereitschaft oder Sicherheitsdenken)
 + 
 +===== Verbindungen mit anderen Formularen ===== 
 + 
 +Die ANAMNESE wird nach Erstellung kontinuierlich und mindestens vierteljährlich im [[:stationaer:fachwissen:langzeitverlauf|LANGZEITVERLAUF]] zusammenfassend fortgeschrieben. Erkannte Risiken und daraus folgender Handlungsbedarf werden sofort im [[:stationaer:fachwissen:regiebogen|REGIEBOGEN]] vermerkt. Aus den Informationen der ANAMNESE ergibt sich die weitere Beurteilung und Planung im [[:stationaer:fachwissen:pflegestatus|PFLEGESTATUS]]. 
  
stationaer/fachwissen/anamnese.1354632903.txt.gz · Zuletzt geändert: 13.12.2020/ 12:03 (Externe Bearbeitung)